Digital Learning – spontan von offline zu online Kursen

Hier geht es nicht um Konzept und Planung sondern Improvisation. Offline Kurs nicht möglich. Also online machen. Am 11.3.2020 haben meine Lieben mich nachdrücklich gebeten, nicht zu unterrichten. Aus Gründen. (Der Bundesrat Entscheid, Schulen zu schliessen, war noch nicht gefällt.) Ich hatte aber einen Kurs bei Digicomp und an der FHNW. Ich habe also an meine Studiengangsleitung geschrieben. (Natürlich etwas netter.) „Ich unterrichte online. Ich werde nicht kommen.“

Nachtrag 17.03.21: Inzwischen haben wir eine gratis Sprechstunde eingerichtet. Wir bieten Kurse für Dozierende, um besser online zu unterrichten. Nein, keine zoom Tipps, sondern online Didaktik 😉

Spontan und über Nacht mit ein paar Änderungen, habe ich den Kurs online gemacht. Vielleicht könnt ihr meine Learnings gebrauchen. Wir werden wohl jetzt alle online unterrichten.

Kurse spontan online halten. In die Kamera schauen.

Tools für Schulen/Dozenten

  • Bis 4 Personen und für Workshops Whereby.com Vorteil, du musst nur 1 Raum anlegen in 30 sec. und diesen als Link teilen. Läuft im Browser. Wichtigste Funktionen sind da. Chat, Video, Screenshare. Gratis Account reicht. Bezahl-Account für 100 CHF kann noch recording.
  • Grosse Klassen zoom.us (FHNW hat pro Version für 40.– /p.M.) Vorteil: Mehr user, Bezahl Account kann mehrere Klassen-Räume einrichten, behält die Hohheit, alle inkl. Dozenten müssen nur beitreten. Studiengangsleiter können so jederzeit auch mal reinschleichen.
  • Achtung zoom gratis Account kann nur 40 Minuten, dann stellt es ab.
  • Ein Gerät reicht. Ein zweites Gerät ist von Vorteil für Workshops und Whiteboard (in der zoom App bietet sich ein iPad mit Zeichenfunktion an, hab ich nicht getestet, weil keine Zeit)
  • Handout Zusammenarbeit über google Slides, die Learnings von allen hier gleich notieren, statt am Whiteboard
  • Klassenchat via Whatsapp für schnelles Aufsetzen

Workshops 4 x 3 Leute

  • habe ich in separaten Geräten und Tools (whereby weil browserbasiert und so 2. Gerättauglich.
  • Klassenzimmer in Zoom. Workshop auf Whereby.
  • Jedes Team hat ein eigenes leeres google Slide mit Workshop Maske zum Ausfüllen
  • Verbindung in zoom (Klassenzimmer) stehen lassen, dort nur die Cam und Micro ausschalten
  • 2 Klassen-Chats: 1 in Zoom für Unterricht, wenn alle am Screen sind. 2. in Whatsapp für Abstimmung und Links für die Workshop-Räume. Damit die Links schon mobile nutzbar sind.

Tools für Studierende

  • zwei Geräte mit Mic und Cam (das zweite ist für Workshops)
  • Papier. Kein Witz. Neben den vielen offenen Tabs und Handout.

Zoom Start – 2 Tipps:

  1. Nutze den Link (Browser) und nicht die App (so hast du die App an einem anderen Gerät noch frei
  2. Der Start Screen sieht so aus, dann musst du nur unten links Cam und Mikro aktivieren.

Wenn alle da sind, sieht zoom so aus.

Zoom Klassenzimmer

Whereby Start Tipps

Am ersten Tag hab ich eine kleine Gruppe (3) in Whereby gemacht, weil ich das schlicht schon benutzt hab im Alltag.

  • Cam haben wir meistens ausgeschaltet, das spart Bandbreite. Vor und nach den Pausen immer anschalten wegen der Stimmung.
  • Die Mac Book Airs fangen ohne Cam nicht an zu kühlen (Stressfaktor).

Design:

  • Schriftgrösse bei Slides (28pt) weil Slides nicht am Beamer, sondern auf kleinem Bildschirm.
  • Handschriftliche Notizen via iPad oder physischer Flipchart im Hintergrund.
  • Zwischenslides reduziert, klar, um aufzuzeigen wo man gerade steht.
  • Seitenzahlen sind wichtiger denn je.
  • Ich habe mich entschiden mit meinem eigenen Layout zu arbeiten statt dem Hochschul Layout, weil meins „ruhiger“ ist, ohne Logos und Zeug.

Soziale Interaktion: Achtung, niemand schaut einen wirklich an!

  • Lächeln. Das braucht es mehr als offline. Auch mal in die Kamera lächeln, nicht zum Bildschirm. Das ist kein Witz. (Schau mal mein Bild an 😂)
  • Wesentlich mehr kleine Pausen einräumen, als offline. Jede Stunde, 10 Minuten.
  • Chat im Auge behalten in grossen Gruppen.
  • Vor und nach den Pausen die Cam anschalten, alle wieder abholen und integrieren.

Im Shot hier ist Screenshare in Whereby zu sehen.

Moderation:

  • Seitenzahlen ansagen (Die Ablenkung am Bildschirm ist gross).
  • Mehr Raum für Fragen lassen, denn man sieht die Gesichter nicht.
  • Kürzere Workshops, dafür mehr (Stille aushalten, wenn jeder auch mal vor sich hin arbeitet oder Notizen macht).
  • Einladen zum Diskutieren (Leute sind nicht gewöhnt am Bildschirm zu sprechen).
  • Auf Bewegung achten (wen die Cam an ist, Menschen bewegen sich, wenn sie sprechen möchten)
  • Workshops mit (App) mural (Danke Daniela für den Tipp) Ich habe mural aus Vorbereitungsgründen ersetzt mit Vorlage in google.slides. (Es war eine Nachtschicht)

Mural: Vorlagen für dezentrale Workshops

Was mir fehlt

  • Blackscreen im Präsentationsmodus
  • Zeit. Es dauert alles ein bisschen länger und man muss manche Side-Bemerkung oder Ergänzung weglassen. Dafür der Klasse noch mehr Raum geben für Fragen oder Beispiele
  • Gesichter und Körpersprache

Lernerfolge sichern:

  • Teilnehmenden wiederholen nach jeder Lektion, ob das Gesagte verstanden wird.
  • Notizen von Lern-Punkten direkt im Handout live (statt Flipchart).
  • Notizen im Handout durch Teilnehmende zulassen (find ich cool).
  • Zeit für Notizen lassen. Du siehst nicht, wenn jemand nachdenkt.

Dankeschön

Nachtrag 13.03. Die FHNW hat ebenso über Nacht alles aufgesetzt für die CAS Dig. Marketing Specialists. Obwohl es noch keine offizielle Order dafür gab. Ein riesen Danke an Studiengangsleiter Andre Niedermann und Digital Learning Spez. Dr. Torsten Wingenter. Kompliment an eure Professionalität und auch Agilität.

Ein paar Tricks:

  • Handout = google Slides, live update Notizen
  • Wer selbst Notizen machen will, bitte Copy erstellen.
  • Whereby in Chrome kann nur 1 Browser Tab teilen. Also ein Tab-Share zurückziehen und erneut Sharen. (im whereby Tab) Das verschafft auch den Teilnehmenden etwas Luft zum Verschnaufen.
  • Wenn der Ton nicht geht, Link neu eingeben, „Raum neu betreten“ Dann tut’s meistens.
  • Alle schalten Micro aus wenn sie nicht sprechen. Sonst entsteht Rückkopplung oder Störung wenn jemand tippt.
  • Cam an und aus, muss man sich etwas angewöhnen. Ist aber wichtig, immer wieder mal alle zu sehen.

Ach ja, es ist sehr anstrengend…. Sehr. Für alle. Ganz herzlichen Dank, dass ihr alle so toll mitgemacht habt.

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