Podium: geschlossene, offene Marktplätze und Plattformen

In diesem Podium ist für mich das wichtigste Learning: Produktdaten ist noch das grösste Ding, fehlende Bilder und Content seiten der Anbieter oder Händler. Und auch neue Standardisierungen z.B. die Plattformen das Leben schwer machen. Kooperationen verdienen oft vielleicht noch nicht das Wort, weil es mühsam ist, und auf beiden Seiten viel Know-how braucht, das teils noch nicht da ist.

 

Und wieder ne super Moderation von Jochen Krisch. Danke.

Siroop,  Constantin Hilt:

unsere Idee war, dass wir die grossen Marken haben, über 600’000 Produkte, 400 Händler inzwischen mit einem einheitlichen Kundenerlebnis. Heute schon das grösste Beautyartikel 17000 Artikel. Mehrwert ist bei uns. Mit einem Service-Versprechen alles zu finden, in unterschiedlichen Momenten (Mode, Grill) Einfache Möglichkeit für Zahlung und Lieferzeit. Daran arbeiten wir. Rollenverständnis ist, Kundenbedürfnis im Zentrum. Offen, zuhören, uns weiterentwickeln und umsetzen. Sind auf dem Weg in Richtung Ökosystem. Schneller Mehrwert generieren, als würde man das alleine machen. Warum siroop? Es gibt in CH noch kein so breites und tiefes Sortiment. Auch Relevanz ist der Weg nach vorne. Wenn Kunde ein Problem hat, kann er sich an uns wenden. Net promotor score (NPS) liegt bei uns bei 50%(sorry, er hat das wirklich mit der Marketingsprache gesagt)
Wettbewerb: Das ist das schöne, als offener Marktplatz. Wir würden gerne Digitec und Galaxus dabei haben. Produktdaten ist die grösste Herausforderung. Wenn Galaxus das mit den Händlern auch nach vorne bringt, ist das gut. Wir sind top of mind auch vorwärts gekommen. Wir verbessern den Shop und auch Sortiment stetig.

Wir wollen, einfache Möglichkeit bieten, wo Händler ausprobieren können. Das braucht aber auch auf Händlerseite Know-how, das nicht immer da ist. Grosses Potenzial Shop-Anbindungen, die noch nicht Standard sind (wie in D) Software kristallisiert sich jetzt heraus, nach 400 Integrationen wissen wir, dass es noch nicht professionalisiert ist in der Schweiz.

Wir bieten gleiche Produkte auch von unterschiedlichen Händlern, transparent unterschiedliche Preise.

Es geht auch stark in Richtung Personalisierung, editorial Content (wissen wir noch nicht wo es funktioniert und wo nicht, beauty gut, Tech ist es nur der Preis)

Galaxus, Stefan Fraude:

Bei uns wissen noch nicht alle, dass wir überhaupt einen Online Shop haben. Wir sind vielleicht nicht ganz so offen wie siroop. Seit Januar wachsen wir. Seid ihr ein offener (wie Amazon) oder ein geschlossener Marktplatz (wie Zalando)? Wir haben sehr hohe Anforderung. Attraktive Preise und gute Verfügbarkeit. Wir bieten Content, gute Produktbeschreibungen und bieten auch eine bestimmte Themen-Welt. Das wollen wir für den Marktplatz weiterziehen. Die Community gibts auch Gamification und Zusatzservices (Schrank aufbauen) Wie nehmt ihr euch als Wettbewerber war vs. siroop? Unser Brand ist schon sehr etabliert auch das Portfolio (Beauty, Uhren und Schmuck) wir haben vom Traffic und Reputation eine gute Ausgangslage.

Wir arbeiten mit denjenigen zusammen, die technologisch schon gut aufgestellt sind. Wir gehen aber auch über Plugins und Feed-Engines (wegen Optimierung von Daten). Kann man auch direkt von der Fabrik aus sourcen? Ist im Moment noch zu abgedreht für uns in der Schweiz, wir behalten den Fokus hier im Moment.

Händler mit den selben Produkten? Wir priorisieren nach Preis, Verfügbarkeit (maximale) und Liefergeschwindigkeit.

Disset.de, Svenja Teichmann:

Händler. Habe bei Otto gelernt, Marken wollen zwar, können aber nicht (keine Daten und viele andere Punkte). Wir sind dazwischen. Wir bieten euch auf Marktplätzen an. Otto.de bringt immer noch 90% unseres Umsatzes. Wir haben bei google Trends geschaut, wie bekannt sind die Marken (desiqual…) Ich hab einfach nur paar Räumlichkeiten wo Kleidung liegt und keine Marketingkosten. Sie nennen sich Partner für Marktplätze.

Wir sind in die Lücke gestartet, die ersten Jahre haben wir Marken zu 90% zum Originalpreis verkauft. 16 – 30% Marge. Wir gehen nicht in Preisdumping sondern ergänzen das Sortiment, z.b. Lücken die es im System gab (eine Farbe, die im Katalog fehlte) inzwischen wurde es aber auch komplizierter. Wichtig für uns. Was lernt der Marktplatz von den eigenen Daten? Also nur die Lücken reicht auch nicht. Wir sind auch abhängig von den Marktplätzen. In den letzten 5,6 Marken hat sich viel gewandelt. Anfangs gab es schlimme Exceltabellen und heute bekommt man schon auch mal Fotos und gute Inhalte. Das Verständnis fehlt immer noch, sie sind oft retailgetrieben. Manche gehen auch direkt an die Marktplätze (haben wir auch schon Marken verloren)

Was sind Wünsche an Plattformen für fairen Handel?

Wir werden zwar immer Partner genannt, aber Konditionen, Sachen im Prozess verändern, z.B. wenn ein Artikel hochretourig ist, dann braucht es den Entscheid, der wird reduziert. Produktdaten sind wichtig für den Erfolg. Ändernde Standardisierungen auf Händlerseite sind halt schwer umzusetzen.

 

Frage zur Kundenbindung

Hier hab ich nicht wirklich verstanden, was sie konkret tun.

Stefan Fraud: Kunde soll sich in unserer Oase weiterbewegen, bekommt Bonuspunkte, damit er mehr Content liefert z.B. Aktivierung und dauerhafte Bindung.

Constantin Hilt:
Wir sind noch im smoketest-level. Unsere Kunden sind so unterschiedlich, da sind wir erst dran.

Svenja Teichmann:
Wünscht sich, wir machen einen hohen 6stelligen Umsatz und aus cashflow gewachsen. Der Markt ist dabei, kaputtzugehen beim Preis. Wir sind gut wenn wir schnell zum guten Preis verkaufen können. Das ging paar Jahre gut, aber heute nicht mehr. Für Wachstumsphasen benötigt man Kapital, das ist sehr schwer. Bspw. ein grosser Wettbewerber von uns heypaula haben mit Crowdfunding 900 000 zusammen bekommen.

Einmal mehr, für mich das Highlight Event in der Online Branche. Danke Carpathia, Thomas Lang und Malte und natürlich das ganze Team. Kompliment für Programm, Orga und Moderation. Echt jetzt. Verwackeltes Bild, aber echt. Bravo.

 

 

 

Gunter Dueck – über Innovationskurven – nicht lächeln, wenn andere Erfahrung machen

Der von mir sehr verehrte Gunter Dück (omnisophie) ist mal wieder in der Schweiz. Mathematiker, Philosph und Visionär. Eins vornweg, ihn kann man kaum live dokumentieren. Das hier ist ein Live-Post und hat keinen Anspruch, vollständig oder journalistisch aufbereitet zu sein. Gunter ist einfach ein Storyteller, der die Geschichten miteinander verbindet, wie kaum jemand, den ich kenne. Gelassen, ruhig und pointiert. Er bringt seine Message auch mal in nur einen einzigen Satz.

„Lächeln Sie nicht, wenn andere Erfahrungen machen.“

Das Neue wird lang verlacht, kurz bekämpft und dann ist es ganz normal, bis zum Standard geworden. Firmen wollen ja keine Vision haben aber Tools, big data kauft man schon mal 2 Kilo. Heute hab ich so nen Chip im/am Arm und der sagt Bescheid, wenn ich sterbe, aber dann ist da kein Internet. Er hat natürlich die Lacher erstmal auf seiner Seite.

Über das Lachen erzählt er noch mehr

Das meiste ist auch irgendwie komisch, das eine Maschine meine Unterhemden kauft z.B. Die Kunst ist, das echte vom zu verlachenden zu unterscheiden. Wir haben heute gehört, Geld und Mut spielt eine Rolle. Ich denke es ist der Wille. Der Bezos und Zuckerberg, die haben Wille. Hilft nichts, wenn Daimler Vertreter sagen „Wir haben keine Angst von der Digitalisierung“.

Ich kenne das selbst: 5 Jahre ausgelacht, 3 bekämpft und dann ist es ein Produkt und funktioniert. Selbst dann bekommt man keinen Bonus, weil es heisst „du hast uns so lange geärgert und jetzt hattest du halt Glück, dass es abhebt“ sinngemäss.

Innovation ist graduell in einer kleinen Firma schöner.

Die grossen Firma fragen sich aber jetzt, was digitale Transformation sein soll.

Das allgemeine Problem des Neuen

Mein erster Blick in einem Shop ist, haben sie paypall, wenn nicht bin ich weg. Das was ein normaler Mensch findet muss man einfach machen. Da hilft es nichts, einen eigenen Standart etablieren zu wollen, wenn sich ein anderer bereits etabliert hat.

Erst ist es Krieg um die Innovation, dann ist es der Krieg um den Standard. Dann kommt der empfohlene Standard. Beispiel Whatsapp, das muss jetzt auch der Opa. Ganz normal. Gunter erklärt verschiedene Innovationskurven mit seinen eigenen Stories. (bin nicht sicher, ob die Message rüber kommt ohne Erklärung der Slides, er hat es auch nicht direkt)

Wir müssen unterschieden, über welche Phase man diskutiert. Bei Innovation geht es nicht um Gewinn, sondern darum, ob etwas aus der Innovation wird (Leute kommen auf die Plattform etc.) Wenn die BWLer doch wenigstens etwas von BWL verstehen würden. Wir haben keine Ahnung von Zinseszinsen. Wir hören heute immer „Es ist ja leider nur 1.1 %, wächst zwar 20%“. Das ist mathematisch gesehen ja dämlich.

Warum könnt ihr das nicht in ner normalen Anwendung verstehen, in 20 Jahren geht das dann durch die Decke.

Nach dem Technologie-Hype (Bsp. Amazon vor 20 Jahren) kommt der Plattformen-Hype. Erst diskutierten wir darüber, ob es Amazon überhaupt geben darf. Heute darüber ob die Plattform mehr verkaufen darf. Jetzt sind sie böse. Weil es normal geworden ist.  Der Punkt ist eigentlich nicht, die Schauermärchen über künftige Technologien (Roboter bspw.) sondern was daraus wird zuzulassen. (sinngemäss) An diesem Punkt darf man nicht lachen. Die Gefühle dazu sind einfach falsch.

Die Gartner Hype Kurve

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die 2-Phasen Hype Kurve

 

 

 

 

 

 

 

 

Gunter plaudert aus seinem Leben: Revival der Bankfiliale Diskussion vor 5 Jahren (Deutsche Bank) Die Stimmen waren 77/1. Meine (die einzige) Meinung war die Filialen schliessen. (Publikum lacht, weil jeder weiss, wie es heute um Bankfilialen steht).

Sinngemäss: Ich war Cloud Computing Leader bei IBM (2006) sie haben schon ganz lange geübt. IBM hatte damals 100 Mia -Umsatz (heute 78). Argumente waren damals „Amazon ist so billig. Das kann uns nichts anhaben“. Gunter sagt, Achtung sie üben, die Logistik so lange, bis sie die Logistikkosten extrem niedrig haben.“

Zu Coop und Migros sagt er „Eine Milliarden-Company hat die Liebe eher im Tagesgeschäft als in der Innovation. Das ist hinderlich für echte Innovation“. (sinngemäss)

Die Hochmutskurve

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Seine Stories dazu: Das Auto hat eine Auslastungsquote von 3 – 4 %. Wenn man das wie CloudComputing macht, mehr auslasten, selbstfahrende Autos (ohne nötige Pausen) dann fallen die Logistikkosten massiv. Aber die Logistikfirmen wollen keine selbstfahrende Autos. Schade.
Natürlich macht er auch Witze über BMW Fahrer… sie sagen „ich lass mir das nicht verbieten“ Die kommentier ich jetzt mal nicht 😀 (bin auch erst kürzlich vom Tesla begeistert worden, nachdem ich immer dachte ich brauche den Sound von einem satten 6-Zylinder) Er sagt: Für diese Fahrer (Fahrstil) muss google 5 Jahre neu programmieren 😀

Er kommt nochmals auf den Service zu sprechen.

Beispiel

Bei Philipps kauft man nicht mehr die Glühlampen sondern das Licht. Es ist also immer hell.
Würde Ikea vom Produkt auf product as a service wechseln würde, würden sie sich echt gute leicht zusammenbaubare Produkte ausdenken. Collective intelligence wird ein nächstes Thema. Es entstehen Berufe, die man noch nicht hatte.

Sidebemerkung: Apps sind out. Bei 3 hat das noch funktioniert, aber bei 200 geht das nicht mehr auf.

Abgeleitet aus der japanische Kampfkunst:

sinngemäss: Es reicht nicht die Handgriffe gut zu beherrschen, sondern die Kunst. Bei E-Commerce Konferenzen will man konkrete Ratschläge haben. Eine E-Commerce Firma kann man nicht auf Basis von Bestehendem machen. Etwas gut reicht nicht mehr (Kochen können) sondern über die Kochkunst nachzudenken. Neues Business Modell braucht die Meisterschaft über die Kunst als solche. Wenn Sie was lernen wollen, gehen Sie raus aus dem Handel. Hier möchte ich euch einen Vortrag zu professioneller Intelligenz empfehlen. Darüber spricht er schon seit Jahren, aber bringt immer wieder neue Aspekte rein.

 

Wir müssen nochmal Radfahren lernen mit dem Helm. Es reden immer alle von Emotionen. Banken, Schuhe. Jeder behauptet dass sie ihre Kunden kennen. Und auch: Wir beobachten die uns bekannte Konkurrenz. Coop und Migros schaut, wer hat die beste Tüte. Das Problem ist, dass nicht google auf ihren Slides steht. Das Tagesgeschäft frisst alles auf.

Du bist schon der 12 Wolf heute, du Spammer

Für mich einer der besten Zitate bis jetzt an der Konferenz kommt natürlich auch von Gunter. (verzeiht mir, die anderen Speaker sind auch super 😉
Firmen arbeiten mit Influencer Marketing, Omnichannel und Newsletter. Aber ich bestelle  3 Newsletter täglich ab. Jetzt bin ich wieder an einer Konferenz und bekomme danach Newsletter, die ich nicht lese.

 

ecommerce-connect: Wachstumstreiber abseits vom Mainstream


Malte moderiert und startet mit „Mehr Geld ins Marketing stecken, die Zeiten sind vorbei“

 

Samy Liechti Seit 1999 blacksocks.com als Urgestein auf der Bühne.

Markus Mahler, brack.ch mtit 140 Artikel beta.brack.ch könnt ihr schon schauen, auch moblie.

Roberta Zingg, stadtlandkind.ch starteten mit Kinderkleidung (von 10 Brands auf heute 100, heute auch für Mütter und Geschenke, wir haben mehr Mut als Geld)

Leider zu oft, online shops von Männern für Männer, sagt Malte. Schön, mal die weibliche Zielgruppe zu verstehen, die funktioniert tatsächlich anders.

Pioniere des Abo-Kunden, welche Rolle spielt das zum Differenzieren?

Blacksocks: Sehr wichtig, etwa 50% mit Abos. 2 Vorteile: Über die Erneuerung ist bei uns am 1.1. schon 1.4. und 2. wir haben regelmässigen Kunden Kontakt und so die Chance, auch andere Produkte zu verkaufen. Wir sind ja eigentlich kein Händler, sondern sehen uns als Marke. Die Produkte gibt es (fast) nur direkt. Schnittstelle „Männer sind faul bzw. träge… das bedienen wir (sinngemäss) Die externen Plattformen, wo wir verkaufen sind: (die klebrigen Plattformen, wie vorhin erwähnt) zum Beispiele welche mit Kundenbindungsprogrammen. Markenstärke und Preis entscheidet darüber ob wir irgendwann mal auf Zalando sind. Wir wollen nicht die billigsten sein, wir können evtl. bei Zalando preislich nicht mithalten. Ich wollte es probieren, meine Mitarbeiter haben sich geweigert.“

Wie bringt ihr Wachstum rein bei stadtlandkind?
Roberta: Wir bewegen uns in einem sehr weiblichen Umfeld. Viele Anbieterinnen haben sich ihren Lebenstraum erfüllt. Bei uns arbeiten auch mehr Frauen als Männer, wir bieten einen Wiedereinstieg in einem Umfeld, dass sie interessiert. Dann sind Menschen im Job auch gut. Kundinnen spüren das, das wir echt sind. Wir verkaufen mit Leidenschaft und das nimmt man uns ab. Das sind keine Maschinen, die antworten, sondern Menschen. Instagram haben wir 17’300 Follower. Backstage interessiert sie.

Schweizer Kundinnen sind sehr loyal. Wir haben die Produkte nicht exklusiv. Wir kennen sie und den Namen ihrer Kinder.

Brack entwickelte sich sehr, ihr werdet sogar zum Infrastruktur-Enabler. Differenzierung?

Markus: Mit Intersport-Partnerschaft paaren wir Stärken. Wir haben auch mehr Mut als Geld, so können wir mit Kooperationen mehr bündeln. Wir sind aber auch auf Marktplätzen aktiv. Im Moment nur siroop, als einziger. Wir freuen uns auf weitere Zusammenarbeit. Same-day-delivery hat auch einen PR Effekt. Wir wollen aber vor allem innovativ sein und Trends mitentwickeln. Wir lernen auch wenn mal etwas nicht funktioniert, bleiben damit aber fit.
Malte fragt nach ob same-day ein PR Thema ist. Antwort: Die Nachfrage wächst, es gibt auch Zeitfenster zu wählen und liefern am HB Zürich bspw. aus. Die Kurzfristigkeit ist es nicht nur sondern auch die Zielgenauigkeit der Lieferung.

Samy: Wie will blacksocks wachsen? (sinngemäss)
„Wir suchen nicht das Sortiment auszubauen, sondern abzurunden. Kleider aber keine Mode verkaufen. 0.5% Retour ist sehr klein, bei Mode wäre das anders. Wir haben in den letzten Jahren stark auf Auslandswachstum gesetzt und wollen jetzt weitermachen, ich sag es aber erst wenn es soweit ist.“

1/3 CH-Umsätze, neue Märkte braucht es nicht, einige Märkte strahlen stark auf andere aus. 3 Kunden in den Malediven (auch wenn es kein Kernland für Socken ist).

Malte sagt: „Bist du in der Nische, dann denk über Ausland nach….“

(sorry, war kurz abwesend gewesen, hab festgestellt, dass Martin Walthert von Digitec neben mir sitzt, lustig)

Was zum Brack Order Button:

Wie kam es dazu: Inspriation von Amazon und haben das CH Sackmesser der Buttons gemacht. Wir haben überlegt, was können wir besser machen. 4 sinnvolle Tasten, man braucht ja nicht nur ein Produkt. Wir bewegen uns mehr auch zu Verbrauchssortiment (Proctor & Gam… hin. Wir erhalten tatsächlich auch Bestellungen über den Button.

Kundenbindung mit Brack plus (wie amazon prime) funktioniert das bei euch, eine feste Fee zu bezahlen?

Wir bringen das zusammen auch wegen dem Nutzen. Buttons haben wir mehr verkauft als das Abo. Schöne Anzahl an Kunden gewonnen. Was immer das heisst. NL Öffnungsrate ist gut, aber wir kommen natürlich nicht an amazon prime ran.

more Blacksocks button:

Samy: es braucht einen usecase. Socken können über das Frischhaltedatum hinaus getragen werden 😉 Wir wollten die Leute dort abholen, wenn sie daran denken, dass sie Socken kaufen sollten (nach der Dusche, das vergisst er bis er wieder am Handy oder Tablett ist) Deshalb der physische Button. Prozess: wir prüfen schnell ob alle Daten stimmen und dann geben wir die Bestellung auf. Das spontane „Ich bestell mal“ scheint (online button) zu funktionieren. Aber unsere physischen button gibt es erst seit letzten Montag.  Zukunft für ein einfaches Produkt.

Thema Reichweite: benutzt ihr Plattformen (amazon etc.) dazu? Das ist teuer, aber Kunden bewegen sich dort.

Roberta: Für die Zukunft evtl. Im Moment nicht, weil wir uns spezialisieren auf Persönlichkeit und Nähe zum Kunden. Reichweite geht mehr über Kooperationen mit Leuten, die unsere Leidenschaft teilen. Kundinnen, Blogger.
Malte brummelt als Antwort bisschen, meine ich wahrzunehmen. (er würde wohl ja antworten)

Wie stark arbeitet ihr bei Brack an Marge durch Services zu ersetzen? Viele Händler wollen ja Hersteller sein um Markteintritt von Amazon gelassen entgegenzusehen?

Ich glaube nicht, dass wir nur noch Services bieten, wir werden sicher Händler bleiben. Eher als Ergänzung. Setzen eher auf die Kombination von Produkten. Installationsservices (wo wir kooperieren. auch mit Mila zum Beispiel) 50% Die Kunden wollen Profi und 50% die Alternative.
(Sidebemerkung von mir, Su: Yay Mila ist cool, unsere Tochter startet morgen dort ihr Praktikum, freu mich) In der Schweiz ist es eher keine Preisentscheidung (sinngemäss)

Wo sind die grössten Widerstände?

Roberta sagt, sie denken eher über Investoren nach.

Samy:
Zugang zum Kunden ist nicht einfacher geworden. Bestandkunden zum richtigen Zeitpunkt. Solange die Beine unsrer Kunden durchblutet sind, sollen sie unsere Socken tragen. Wir arbeiten einigermassen mit Intelligenz für den richtigen Zeitpunkt für Newsletter. Ohne Fremdkapital wird es immer challenge sein, wie lange können wir uns die Technik noch leisten. Sprachen etc. Da braucht es eine bestimmte Grösse, um das überhaupt machen zu können.

Deswegen staunt Malte über den Button, Alexa wäre ja auch eine Möglichkeit (Dritttechnologie) – sinngemäss
Antwort von Samy: amazon dash sind die Eintrittshürden zu gross für uns. Ist nicht machbar.

Markus:
Logistikausbau warten wir auf Bescheid bzgl. Einsprache und neu starten wir in der franz. Schweiz mit dem Beta Shop. All die bestehenden Sortimente ergänzen mit neuen.

Mein Fazit von der Podiumsdiskussion. Viel mehr wirkliche learnings und Zahlen als im ersten Beitrag. Danke

ecommerce-connect: Podium Lebensmittel-online

Wenn ich nicht jährlich an der ecommerce-connect wäre, ich gestehe, dann würde ich viele Shops schlicht nicht kennen. Heute gehts hier (auch) um Fleisch, ja Fleisch online kaufen. Also in dem Fall wohl kein Zufall, dass ich das nicht auf dem Schirm, also Teller hab. Also das hier ist live, gell. Sorry für Typos.

Ein paar Aussagen vom Podium Lebensmittel online. (Die Leute auf der Bühne, Philippe Huwyler, coop@home, Dominique Locher, LeShop, Lucas Oechslin, HelloFresh und Daniel Walter Luma. (Verlinkungen folgen später)

2% Food. Neueste Studien sprechen von realistischen 20% Food im E-Commerce. Wer deckt das ab? fragt Thomas Lang (in einer übrigens punktgenauen Moderation). Die einhellige Antwort: Die Loyalität der Kunden nimmt ab und in 4 Jahren sind die dig. Natives gewöhnt online einzukaufen.

Bildquelle ecommerce connect

Eine der Antworten: Es ist essenziell, dass wir Wege finden, online mit Lebensmitteln umzugehen (ohne anfassen, riechen…) wir brauchen vernetztere Ideen, zum Beispiel viel weniger Auswahl für leichtere Entscheidung.

Warum wächst food so langsam online? Wie sieht es mit den Kosten aus?

Daniel hellofresh.ch. Wir bedienen aktuell Kunden, die planen und wissen, dass sie nächste Woche drei mal xy essen. Dadurch können wir exakt ausrichten und die Kostenstruktur ist entsprechend natürlich entstanden. Wir sind online „geboren“ sozusagen und müssen nicht umstellen. Bei uns gibt es nichts tiefgekühlt.

Daniel, Luma: Bei uns ist es ähnlich. 250 CHF ist der durchschnittliche Warenkorb. Wir sind zu klein um Mindestbestellkosten zu senken oder Gratisversand anzubieten (ca 15.–)

Dominique: Amazon kann sich erlauben, massiv kostengünstig anzubieten. Sie wollen
1. Frequenz holen (Investieren in Lebensmittel ist eine Marketingausgabe)
2. Kundenbeziehung und Daten aufbauen
3. Vertrauen und Image aufbauen (Lebensmittel, die frisch sind, sind anders als ein Harry Potter Buch)

Was haben wir eigentlich falsch gemacht?

Philipp: Amazon ist eine Techfirma und wir eine Lebensmittelfirma. Wir müssen unsere Vorteile und jahrelangen Erfahrungen nutzen. Der Schweizer ist und isst anders. Ich bin nicht überzeugt, die Kosten zu halbieren. Wenn die Leute eine Serviceleistung möchten, dann bezahlen sie auch dafür. Was will der Kunde für einen Service? Das gilt es zu bedienen…

Thomas Lang (Moderator) lässt nicht locker und sagt, was ist, wenn amazon fresh kommt?

Philipp: wir haben schon auch die Coop und die Migros-Kinder. Aber amazon hätte die Kraft in der Schweiz. Wir bauen deshalb den Service aus und bringen Innovation auf den Markt. Wir versuchen zu erkennen, was Kunden möchten.
Er bleibt sehr wage, versucht irgendeine Innovation anzuteasern, ohne etwas zu sagen. Sehr schade.

Kurzfristige Bedürfnisse, Kunde kombiniert Laden und online, das ist eine Stärke von amazon. LeShop sagt immer was sie gemacht haben, aber nie was sie machen werden. Das wird auch unter mir noch so sein.

Kleine Sidebemerkung von mir. Wow, da vorne ist echt ne Testosteron-Runde. Es gibt nur „der Kunde“, der Nutzer…. Ist mir bisher noch nie so aufgefallen und ich hänge ja nicht an den Bezeichnungen. Aber hey, gelegentlich mal eine Kundin auf dem Webshop erwähnen tut nicht weh.

Hellofresh sagt, es geht um Entdecken, Rezepte, Kochtechniken, ohne sich länger beschäftigen zu müssen. Der Schweizer kennt und kocht etwa 10 Rezepte regelmässig. Man will sich nicht ständig darüber Gedanken machen. Wir liefern die richtigen Mengen etc., das ist super einfach. Die meisten schauen gar nicht mehr, welche Rezepte nächste Woche kommen (ich denke er meint, dass sie trotzdem bestellen) 75% nutzen die voreingestellte Auswahl.

Weiss nicht von wem die Quote ist. Sinngemäss: Der Kunde möchte immer schneller und günstiger… und das sind die Herausforderungen für uns.

Hab ein paar Quotes von den Herren auf der Bühne geschnappt:

Philippe Huwyler „Wünsche mir selbstfahrende Fahrzeuge und dass Männer ihre 5m Fahrzeuge abgeben“. Es lohnt sich aber, eine eigene Fahrzeug-Flotte zu betreiben. Diese 1:1 Beziehung im Handel wird immer wichtig sein. Erotik nur über die Brille ist wohl auch nicht zielführend“.
Dominique Locher „Die Kapazität ist ein Schlüsselproblem.
Lucas Oechslin, luma: „Wir schockfrosten und transportieren alles mit der Post. Wir umgehen auch foodwasting, anders wie lokale Geschäfte.“
Daniel Walter, hellofresh „Wir versenden auch mit der Post. Die Logistik lernt noch mit Frischfleisch umzugehen. Es ist spannend das zu entdecken und zu entwickeln“.

Was ich konkret mitnehme aus der Diskussion? (nicht aus dem was ich vorher über die Shops wusste) Nicht wirklich Neues für mich (sorry)

  • ok die Leute sind sympathisch und suchen neue Wege
  • sie setzen auf Service
  • sie setzen auch auf Qualität
  • Luma überzeugt mich persönlich am meisten, weil sie einfach Mehrwert mit Rezepten und passenden Zutaten und Inspiration bieten.
  • mehr gab es für mich leider nicht zu lernen
  • alle haben noch viel vor („Wir werden uns nach der Decke strecken“)

Philippe von coop@home schenkt Dominique, leshop eine Tasche mit Coop Produkten. Sehr charmant. Er wünscht ihm alles Gute für den neuen Job und bedankt sich bei ihm als tollen Kamerad. Paar Hintergründe im Inti mit ihm bei Carpathia im Blog.

Jetzt ist Pause und der DJ spielt einen Song ein mit Zitaten der Referenten. Abgefahren. Ich finde noch raus, wie er heisst. Nachtrag: Baldower

 

Gendergerechte Sprache – ein Pro und mein korrigiertes Kontra

Update und ein Nachtrag, der mir am Herzen liegt. 19.06.2018: Ich habe meine Meinung grundlegend geändert. Ich finde es teils immer noch schräg, alle -innen Formen zu verwenden. Deshalb hab ich mich umgestellt auf abwechselnde Schreibweise und Sprechweise. Einmal sage ich Leaderin, andermal Nutzer etc. Ich versuche so, auch im Kopf einen kleinen Stopper zu kreiieren. Ich habe durch viele Kommentare und Recherchen gelernt, dass wir Menschen über Worte sensibilisieren und als Zuhörer auch Bilder erzeugen. Wenn für mich als Schreibende klar ist, dass Banker auch eine Frau sein kann, heisst das noch lange nicht, dass es auch in anderen Köpfen so ist. Es ist erwiesen. Lasst uns also den mühsamen Weg gehen und die -Innen-Form verwenden. Noch ein Beispiel, das es deutlich macht.

Im HR Today erscheint heute (3.3.17) ein Pro und mein Kontra zur gendergerechten Sprache. Mich beschäftigt die gendergerechte Formulierung in meinem Job natürlich schon länger. Deshalb habe ich die Gelegenheit genutzt, einmal „etwas. lauter“ bzw. schriftlich darüber nachzudenken.

Selbstverständlich setze ich mich (noch lauter) für Gleichberechtigung ein. Ich wünsche mir aber einen Blick auf Menschen, mit ihren unterschiedlichsten Anderssein, statt beharrlich unsere Sprache zu verbiegen.

Verbindende statt trennende Elemente

Was ist schon anders? Schnell urteilt man „die anderen tun oder denken dies und das“. Rosa und Hellblau ist hier nur eine der bekannten Schubladen, in die ich mich nicht einfinden möchte, obwohl ich weiss, dass sie teils naturgegeben sind. Gestern in einem Content Kurs behauptete ein Teilnehmer, Sarkasmus spräche nur Männer an. Mannomann. Da zieht es mir die Schuhe aus, die Motorradstiefel oder die High Heels. Such dir was aus, Mensch. Mit der gendergerechten Formulierung zielte man eigentlich auf Gleichheit ab, aber wir trennen eigentlich in meinen Augen.

Ich wünsche mir die ganze Farbpalette, die die Welt uns bietet und Selbstverständnis von Respekt in unserer Sprache statt künstliche trennende Elemente.

Pro: Prof. Christiane Hohen- stein ist Professorin für Interkulturalität und Sprachdiversität sowie Diversity- Beauftragte an der ZHAW

Was haben 25 (?) Jahre gendergerechte Sprache gebracht?

Ich möchte niemandem zu Nahe treten und respektiere die Forderung nach gendergerechten Formulierungen. Ich kenne einige Menschen, die politsch korrekt sprechen und sich dafür einsetzen.

Jedoch denke ich, dass man nicht Jahrzehnte lang etwas fordern kann und dabei ignoriert, dass das Ziel verfehlt wurde. Schlimmer noch. Wir sollten längst gleichberechtigt leben und agieren. In meiner Kindheit, in den 70er Jahren in der ehem. DDR waren Schul- und Kinderbücher mit Männern und Frauen in Bauberufen, Schweisserinnen und Panzerfahrerinnen (na lassen wir das lieber) abgebildet. Ich wurde in meiner Familie nicht limitiert sondern gefördert. Meine Mutter brachte es nicht aus der Ruhe, als ich ihr eröffnete, „Kosmonaut“ und später Maurer werden zu wollen. Wir können alles sein, wenn wir das Zeug dazu haben. Männer, Frauen, Transmenschen. Und davon bin ich noch heute überzeugt. Ich stelle den gleichen Tagessatz in Rechnung wie meine männlichen Mitbewerber. Lasst mich jetzt bitte nicht noch von Menschen aus anderen Ländern und Hautfarben sprechen. Wir sind im Jahr 2017. Auch wenn sich das in „unserem“ Land nicht in jedem Belang so anfühlt.

[Tweet „Unauffälliges Augenverdrehen beim Formulieren hilft der Gleichberechtigung nicht. Im Gegenteil.“] Es ist ein unangenehmes Hindernis entstanden. Und auch dieses beeinflusst unser Denken. Wird die (sprachliche) Gleichstellung der Frau als anstrengend oder gar lächerlich empfunden, wie sollen Menschen sich dann beim Handeln dafür einsetzen?

So, das war meine längere Einleitung als die von HR-Today. Bin gespannt, auf eure Meinungen, Erlebnisse und Überzeugungen. Bitte teilt sie mit mir.

Feuer frei (ich meine mit Buchstaben)

Offizielle Einleitung von HR Today: „Während die Online-Kommunikations-Dozentin Su Franke Schräg- und Bindestriche für einen Anachronismus hält, plädiert die ZHAW-Professorin Christiane Hohenstein für die geschlechtsspezifische Anpassung von Texten.“ (Das Wort Anachronismus hätte ich nicht benutzt, aber finde es dennoch passend)

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Und hier noch der Text aus dem Artikel. Ein bisschen in meinem Stil formatiert.

Gleichstellung von Menschen statt Sprach-Hindernis

In den 90ern hörte ich in einer Satire-Sendung „Liebe Hörerinnen und Hörer an den Radioapparatinnen.“ Danach habe ich viel über das künstliche Sprach-Hindernis der gendergerechten Formulierungen nachgedacht. Innere Einstellungen werden wir damit nicht verändern.

Gendergerechte Formulierungen stehen uns beim Sprechen und Schreiben meist im Wege. Sätze klingen aufgedunsen oder unpersönlich. Universitäten veröffentlichen Leitfäden, die helfen sollen, korrekt aber lesefreundlich zu formulieren. In Geschäftsberichten wird einführend darauf verwiesen, dass nachfolgend stets beide Geschlechter gemeint sind. Schreibende Menschen haben längst ihre Wege und Abkürzungen gefunden, die einer gleichstellenden Schreibweise gerecht werden sollen. Varianten mit Schräg- und Bindestrichen trennen was sie eigentlich vereinen sollen. Worte werden unaussprechlich, aber man würdigt zumindest die gute Absicht des Autors. Ich könnte auch schreiben ‚frau würdigt’, aber das ist orthografisch nicht korrekt.

Sagt eine Geschäftsführerin „Liebe Mitarbeiter/Innen“, fühlen sich die männlichen Kollegen nicht angesprochen. Formuliert sie „Liebe Mitarbeitende“, kommt das bei mir nicht an, weil es nicht meiner Muttersprache entspricht, ich muss es im Kopf übersetzen, was den Inhalt nicht zugänglich macht.

Bei manchen Worten ist es leichter, männliche und weibliche Formen zu nutzen. Niemand stellt eine Geschäftsführerin oder Ärztin in Frage. Oder staunen wir im Jahr 2017 noch, dass es „sogar“ eine Frau geschafft hat? Falls ja, ist für mich das Ziel weit verfehlt. Wollten wir doch gleiche Chancen über die Sprache suggerieren.

Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte, denn sie werden Taten..

Unser Denken beeinflusst, was wir sagen und schreiben und umgekehrt. Aber können wir über eine unnatürliche Formulierung tatsächlich das Denken verändern? Ich habe Leute gesehen, die daran verzweifeln, die geforderten Schreibweisen für Gleichstellung einzuhalten. Unauffälliges Augenverdrehen hilft der Sache nicht. Im Gegenteil: Es ist ein unangenehmes Hindernis entstanden. Und auch dieses beeinflusst unser Denken. Wird die (sprachliche) Gleichstellung der Frau als anstrengend oder gar lächerlich empfunden, wie sollen Menschen sich dann beim Handeln dafür einsetzen?

Gleichberechtigung sollte in einen grösseren Kontext

Wir sollten Gleichstellung in einen grösseren Kontext stellen. Männlich und weiblich sind nur zwei Aspekte in hierarchischen Strukturen. Aber gleichstellen sollten wir Menschen in ihrer Vielfalt. Transmenschen (ich habe jemanden gefragt, wie es korrekt heisst), ältere und junge Leute, Schwangere, Menschen mit körperlicher Behinderung, ungewöhnliche Lebensformen, Menschen aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen oder fremden Kulturen.

Manche Sprachen kommen sogar ohne geschlechtsspezifische Pronomen aus. Dort ist ‚der’ Mensch weder männlich noch weiblich, sondern ein Mensch. Statt Sprach-Hindernisse weiter zu verteidigen, enttarnen wir lieber Diskriminierung im alltäglichen Handeln, gegenüber Menschen, die vermeintlich anders sind, aus dem „falschen“ Land kommen, einen komischen Dialekt sprechen, Transmenschen und viele weitere diskriminierende Beurteilungen erhalten.

Ich wünsche mir, dass wir unsere Sprache in klaren, verständlichen und respektvollen Formen nutzen, um damit mehr Gleichheit zu schaffen. Mit hinderlichen Sprachregelungen haben wir es jedenfalls nicht geschafft. Für mich ist die Idee der gendergerechten Sprache überholt, weil sie in vielen Jahren versagt hat.

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Nachtrag 21.01.2019, hier wird schön deutlich, was Sprache bewirkt in unsrem Kopf. Um so erstaunlicher, weil es in englisch ist. Niemand denkt daran, dass ‚the doctor‘ eine Frau ist. 🤔

Nachtrag: 15.05.2017 Die Suche innerhalb von XING bringt bei neutraler Formulierung „Maler“ auch tatsächlich nur männliche Anbieter hervor. Danke für den Hinweis Lisa Ringen. Gleiches bei LinkedIn. Ein Tipp aus dem Kommentar-Thread: Bei der Suche „Fotogra* eingeben, ist zwar ein guter Praxis-Tipp, aber wohl nicht alltagstauglich für jedermann/frau.  Schaut euch auch mal die Reaktionen an. Grossartig von Alexander Klopman von XING reagiert. Aber es finden sich auch abwertende Kommentare gegenüber Gender-Aktivisten, die doch allerhand sind. Es tut mir leid, dass wir immer noch darüber diskutieren müssen. Ich möchte hier unterstreichen, für mich persönlich ist das Thema gendergerecht durch und veraltet, es soll gelebt werden und nicht als Streitpunkt bei Formulierungen herhalten.

Ehrliche Digitec Plakate, authentischer geht nicht

Plakate funktionieren nicht. Entschuldigt meine vorlaute Meinung. Ich nehm sie kaum wahr, weil ich am Smartphone tippe, oder sehe ein Bild im vorbeifahren, weiss aber nicht worums geht. Sexy Bilder helfen bei mir auch nicht und Barcodes, naja. Also funktionieren sie zumindest bei mir nicht.

Aber heute war es anders und ich wurde mit meinen „eigenen Waffen“ geschlagen. Denn ich finde die online ist auch offline-Aussage überholt. Also ich meine, es spielt einfach keine Rolle mehr, was wo stattfindet. Medienbrüche sind nicht mehr so schlimm. Passiert euch das auch? Manchmal klicke ich auf Papier, wenn ich umblättern will. Menschen digitalisieren eh alles. Einfach alles. So kam bei mir das Bild der neuen Digitec Kampagne via Twitter vorbei. Ich hatte es in Real Life (was für ein verstaubter Begriff) noch nicht gesehen.

Kurz gestutzt hab ich ehrlich gesagt, wegen den Typos (Rechtschreibfehler). Und auch die Aussage lässt mich nach dem Sinn nachdenken. Hätte ich das in einem Shop gesehen, wär ich drüber hinweg gegangen. Nochmal Absender gecheckt und dann denke ich „das ist echt“.

Wie cool, authentisch. Ehrliche Plakate

Das Wort ‚authentisch‘ sagen wir zu oft in Strategien und meinen „nur das Positve“. Diese Kampagne, nein es ist nur ein Hilfsmittel, ich hoffe, es endet nicht wie eine Kampagne endet.
Die Idee dahinter vereint soviel Online Kultur auf einem Plakat. Ich kann es nicht fassen.

  • echte Nutzer Bewertungen / Empfehlungen
  • ungefiltert und wortwörtlich
  • inklusive Tippfehlern
  • mit User Namen
  • kleinteilige Inhalte, die nur in der Summe ein Ganzes geben.

Kleinteiligkeit: 1 Online Schnipsel

Plakat: echte Bewertung für Tintenstrahldrucker

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So eine Bewertung ist ja eigentlich nur ein kleiner Online Schnipsel. Wertvoll wird er erst in der Summe mit anderen. Das halte ich in der Online Kommunikation von Firmen für eine der grössten Herausforderungen. Menschen sehen immer nur einzelne kleinteilige Inhalte, oft ohne Kontext und verstreut in verschiedenen Plattformen. Erst über die Zeit ergeben sie (im Kopf zusammengefügt) eine Story. Der rote Faden ist passé. Einzelne Inhalte müssen also möglichst unabhängig funktionieren. Diesen Mechanismus auf Print anzuwenden, halte ich für eine tolle Idee.

Tippfehler

Als ich im Jahr 2000 meinen ersten Markom Job in der Schweiz begann, weiss ich noch genau: Mein Chef hat mir damals erklärt, eine Mediamarkt Kampagne ‚ich bin doch nicht blöd‘ würde in der Schweiz nie funktionieren. Das hab ich dann irgendwie geglaubt. Hier sehen wir aber freche Bewertungen mit Tippfehlern.
Ich denke, es ist ok, weil wir heute so kommunizieren. Wir schreiben schnelle Whatsapp Nachrichten (nicht für die Nachwelt) und viele mit Tippfehlern. Ich möchte meine jedenfalls nicht als Buch herausgeben. FB-Beiträge und Kommentare können wir zum Glück inzwischen korrigieren (sobald wir an einem Gerät mit Tastatur sind). Wir sind uns bewusst, diese Texte sind Echtzeit und nicht für die Nachwelt gedacht. Also tolerieren wir die Typos. Auf dem Plakat haben sie einen anderen Effekt. Mich lassen sie „stolpern“.

Wie lange reden wir in der Kommunikationsbranche schon über Authentizität und Transparenz?

Ich denke, Mitarbeiter auf Plakate zu drucken ist schön. Aber Digitec geht hier einen Schritt weiter. Wenn ihr jetzt denkt, naja, ein guter oder schlechter Gag. Ich denke es ist mehr als das. Die Kampagne ist keine. Das, was viele Online Dozenten verteidigen „nicht in Kampagnen denken“ sondern in Kommunikation. Hier ist es. Im Blog bei digitec finde ich schnell einen selbstkritischen Post von Dominik Bärlocher aus dem Support.

Angekündigt wird er vorwitzig in Twitter. „Wouh, bitte nicht mit Vollgas gegen eine Wand fahren“ denk‘ ich und klicke genau deshalb (und weil ich Clickbaiting vermute) Doch es folgt ein ehrlicher selbstkritischer Beitrag Dominik Bärlocher aus dem Support.

Aus Marketingsicht

Ich bemühe mal ein paar Begriffe aus der Marketingsprache, die mir in vielen Workshops begegenen

  • Glaubwürdigkeit schaffen
  • der Marke ein Gesicht geben (dabei haben Firmen ja Gesichter, Mitarbeiter, Kunden …)
  • Nähe zu Kunden schaffen
  • Empfehlungen von Kunden (Word of Mouth) ermöglichen
  • ausbaubare Idee (Weiterentwicklung)

Das hat Digitec geschafft, denke ich und habe intern nachgefragt. War kurz nochmals überrascht. Die Konversation war eher konservativ. Bei so viel Mut und auch Witz sonst, dachte ich das geht in Twitter DM und Mail so weiter. Aber hey, auch das ist authentisch. Ich denke, die Zeiten von Corporate Languages laufen aus, wenn Menschen als ehrliche Botschafter oder Testimonials sichtbar werden.

 

Ein paar Fragen an Martin Walthert, Digitec CMO

Wie habt ihr die Idee entwickelt?

Kunden sollen bei digitec die für sie richtigen Produkte finden. Dabei helfen über 170’000 Bewertungen. Schlechte sind dabei genauso wertvoll wie gute. Natürlich freuen uns positive Bewertungen mehr, als wenn jemand einen Kauf bereut. Aber wir sind uns auch bewusst, dass nicht alle Produkte, die wir verkaufen, nicht für alle Kunden gleich gut oder passend sind.

Sämtliche Bewertungen auf den Plakaten und Online-Bannern sind echt und eins zu eins zitiert. Wir haben insgesamt 32 Plakat-Motive ausgesucht; 21 mit deutscher und 11 mit französischer Bewertung. 16 weitere Sujets gibt es nur online (Werbe Display Banner)

 

 

Womit habt ihr die Geschäftsleitung überzeugt?

Die Idee geisterte unserem Creative Director Flurin Spring, CIO Oliver Herren und mir schon länger im Kopf herum. Nun sahen wir den Zeitpunkt gekommen, sie zusammen zu realisieren. Zum Glück haben wir kurze Entscheidungswege, das hilft bei ungewöhnlichen und mutigen Ideen.

Das heisst, es gibt keine Agentur dahinter?

Nein, wir entwickeln praktisch alle Kampagnen mit einem internen Kreativ-Team.

Wie motiviert ihr eure Blog-Autoren, so ehrlich und autentisch zu schreiben?

Wir haben eine eigene Redaktion, die inhaltlich weitestgehend unabhängig ist. Diesen Weg des Content Marketings verfolgen wir konsequent.

Und gibt es Regeln bei den Bewertungen?

Viele unserer Kunden sind erfreulich aktiv in unserer Community und beteiligen sich an Diskussionen, Fragen und Antworten sowie Produktbewertungen. Wir pflegen eine sehr offene Kommunikationskultur und lassen alle Meinungen gelten und stehen, sofern sie den elementarsten Höflichkeitsrichtlinien entsprechen und thematisch am richtigen Ort sind. Dadurch entstehen auch viele Beiträge, die sich nicht mit unserer Ansicht decken. Die sind aber authentisch und widerspiegeln die Vielfalt unserer Kunden.

Wer betreut bei euch Social Media Plattformen?

Unser Social Media-Team unter Thierry Pool, dem Leader Digital Marketing.

Wird es nach der Kampagne weiter gehen mit der Ehrlichkeit?

(Aktuell ist es eine Kampagne, aber überträgt sich die Idee auf die gesamte Unternehmenskommunikation oder Marketing längerfristig? Oder habt ihr schon Fortsetzungsideen?)

Authentizität ist schon länger ein Thema unserer Unternehmenskommunikation, z.B. auch bei Galaxus mit der Galaxus-Live-Kampagne. Diese besteht allesamt aus Fotos und Videos, welche die Kunden produziert und eingeschickt haben. Da haben wir auch schon viele Fortsetzungsideen, ja.

Ja, natürlich. Wir erhoffen uns eine weiterhin immer lebendiger werdende Community, die sich ehrlich, konstruktiv und auch mit einer Prise Humor untereinander und mit uns austauscht.

und sonst?

Die Rückmeldungen auf unsere Kampagne waren fast ausschliesslich positiv. Vereinzelt gab es Beschwerden wegen Schreibfehlern in den Bewertungen, was uns aber zeigt, dass die Plakate viel Aufmerksamkeit bekommen. Wir haben in den Zitaten absichtlich auch allfällige Rechtschreibefehler übernommen, um komplett authentisch zu bleiben.

Sämtliche Plakate findest Du hier https://www.digitec.ch/de/Advertisement/11507
Kundenfeedback findest Du z.B. hier: https://www.digitec.ch/de/page/die-stars-der-neuen-digitec-kampagne-seid-ihr-3819#promo-detail__comments

Danke Digitec für eure Offenheit und an das SoMe Team (Twitter) und Alex Hämmerli, der mir die Antworten von CMO Martin Walthert organisiert hat.

Learnings aus den viralen Dear Mr. President Satire Videos

Es geht nur ein paar Tage, Stunden (?) bevor sich zeigt, ob etwas viral wird. Selten ist es anfangs ruhig und erst später „spricht es sich rum“. Ein viraler Inhalt muss inhaltlich fegen, etwas in den Menschen ansprechen, dass sie bewegt (und zwar nicht vorgestern bewegt hat). Ich persönlich finde die Inhalte besonders spannend, die noch weiteres Unerwartetes nach sich ziehen. Einen Themenwechsel zum Beispiel, oder Interpretationen. So ist es diese Woche geschehen. mit den Videos

Dear Mr. President. America first, Holland (Deutschland, Switzerland, Portugal, Litauen… second)

Ihr kennt die Videos sicher. Was mich kommunikatorisch daran fasziniert. Die Videos brechen einige sogenannte übliche Regeln der Online Kommunikation. Sie sind

  • eigentlich „zu lang“.
  • lassen sich deshalb in Einzelteile zerlegen (Twitter Quotes)
  • länderübergeifend viral
  • werden „kopiert“ mit einer Art Personalisierung
  • TV first, und quasi zeitgleich startet Viralität im Web
  • kein gezielter Einsatz von Influencern (Absender influenced selbst, danach Selbstlauf)
  • Die Videos entstehen ohne länderübergreifendes Redaktionskonzept
  • die Videos werden kuratiert, zusammengestellt (quasi Wettbewerbsinhalte)
  • verschiedene Hashtags entstehen, bzw. werden genutzt (#trumpprotest, #everysecondcounts)

Meine Güte, was würde in Firmen da vorher diskutiert werden. Hier wird einfach gemacht, ohne grosse Absprachen. Sehr interessant auch für mich, die Länder profitieren von der eigenen Schnelligkeit. Es hat einen Cool-Effekt, das Video zu haben, es entsteht eine hohe Identifikation im Land, ein politisches Statement kommt an und wird geteilt. Und: das ist vor lauter Satire leicht zu übersehen, man lernt etwas über das Land und auch den neuen „Potus“. Kein Witz.

Inzwischen gibts auch einen Twitter Account, der die einzelnen starken Aussagen aus dem Video in Content Häppchen verbreitet. Eine Taktik, die in Firmen oft völlig übersehen wird. Inhalte, die allein funktionieren auch so zu nutzen. Wir glauben zu oft, wir müssten die ganze Story erzählen und zwar zusammenhängend. Jetzt aber zu den Videos.

Niederlande hat zuerst das Satire Video für den Präsidenten gemacht. (seit 23.01. online)

 

Es folgte ein paar Tage später ein Video für Switzerland. Herrlich auch dieses. Aus der Sendung Deville Late-Night, in dem die grossartige Agota seit Kurzem mitwirkt. <3 (nicht am Video). Im Film gibt es eine Bemerkung zu Sandra Boners Namen, die finde ich etwas geschmacklos. Haben sich die Macher überlegt, wie sie sich damit fühlen muss? Ich weiss Satire „darf das“, aber jemand Unbeteiligtes blosszustellen, mag ich persönlich überhaupt nicht. Aber immerhin die Umfrage auf Watson zeigt, 3/4 der Leute mögen das Video und die Message kommt an. Ob man auch die Seitenhiebe ans eigene Land so gut findet? Ok, Firmen passiert sowas ja kaum, weil lange vorher diskutiert wird. (war das jetzt auch schon Satire?) 6 Mio. Views übrigens. Nachtrag: Danke Gabriela (im Kommentar): S. Boner findets witzig. Gut.

 

Es folgten der gleiche Stil für Deutschland. Das ist mein Favorit, weil er eine sehr deutliche Sprache spricht, noch selbstironischer als die Vorgänger. Satire, mir normalerweise oft zu grob, hier sehr treffend und deutlich auf aktuelle Problematik der USA (und in vielen anderen Ländern) hingewiesen. Die Sendung dazu von Jan Böhmermann ist hier. Es lohnt sich übrigens, seinem Twitter Account zu folgen. Spannende Feststellung für mich selber. Diese Seitenhiebe halte ich hier gut aus, machte mir aber bei „Switzerlands Version“ Sorgen um meine Schweizer-Mitmenschen.

Ich brauche euch nicht zu sagen, wie fantastisch das ist, es folgen aktuell weitere Länder.

Portugal second (ab Min. 2.08)

Dänemark / Danmark second (ab sec 20)

Litauen / Lithuania second (ab min 1:25)

Belgien / Belgium second (dieser Beitrag lohnt sich auch schon wegen den Ausschnitten von DT Reden, mir war nicht bewusst… was er noch so alles ausspricht, wäh)

Silvan hat in Twitter moments alle Videos zusammengestellt, und eine Playlist in YouTube mit allen Videos.

Schlecky Silberstein sammelt und aktualisiert die Videos im Blog. Habt Spass mit einem ernsten Thema, und teilt es. Unsere eigene Stimme und der Social Reach ist das einfachste Mittel der Demokratie.

Influencer Marketing: Schleichwerbung oder authentisch?

Ich werde mit gekaufter Reichweite konfrontiert, ständig. Lohnt es sich, diese/n Blogger/in einzuladen oder ist alles nur Schaumschlägerei? Dabei wollten wir doch auf Influencer Relations setzen statt auf Seeding. Noch nie hab ich so lange für einen Blogpost gebraucht wie für diesen. Hin- und hergerissen habe ich mehr Fragen als Antworten und drum andere zu Wort kommen lassen. Es gibt Vorwürfe, über die wir reden sollten:

  • Schleichwerbung / fehlende Werbeauszeichnung
  • keine echte Reichweite (gekaufte Follower)
  • fehlende Authentizität

Vorwurf 1: Influencer machen Schleichwerbung

Eine der journalistischen Leistungen soll sein, Lesern beim Einordnen zu helfen (hab ich letztens in einer Diskussion aufgeschnappt) und informieren, recherchieren, berichten. Das Einordnen finde ich merkwürdig: Eine neutrale Berichterstattung ist eine Illussion. Was heisst neutral? Leser fühlen sich von der eigenen Zeitung gern in ihrer Meinung bestätigt. Das kennen wir auch aus der Filterbubble.

JulietteAuf der anderen Seite gibt es nun aber Influencer und diese haben keinen Auftrag. Oft ist es anfangs nur Leidenschaft für ein Thema, wie Reisen, Technologie, Mode, Sport.. Wie bei meiner Cousine Juliette, die sich selbst fotografierte und damit viele Fans bekam. Auf einmal kamen Anfragen von Firmen. Sie probierte und fand ihre eigene Balance zwischen Glaubwürdigkeit und Produkteplacement. Hinter den Kulissen träumen aber viele davon, ihre Accounts zu monetarisieren. Früher waren es die Jungs, die an ihren Autos schraubten und von einer Karriere als Auto Tuner träumten. Meine Güte, was ist verwerflich daran?

Wann ist Werbung Werbung?

Erfahrung mit Werbung hat kaum jemand in die Wiege gelegt bekommen. Nur wir in der Kommunikationsbranche meinen, das sei Allgemeinwissen. Am Horizont Content Marketing Kongress sprachen verschiedene Leute darüber, dass Influencer Redaktion und Werbung oft nicht sichtbar trennen.

In Facebook gabs letztens eine energische Diskussion. Eine Bloggerin wurde deutlich darauf hingewiesen, dass ihr „xy wirbt“ als Deklarierung von Werbung nicht ausreichend ist. Es müsste heissen „xy macht Werbung“ (hab ihren Namen wirklich vergessen.) Carsten Ulbricht, sagt dazu: „Die Pflicht, Werbung als solche zu kennzeichnen gilt in jedem Medium. Entscheidend ist, ob der ‚durchschnittlich informierte Verbraucher‘ das Posting als Werbung identifizieren kann…“ 

Wir sollten nicht vergessen, die Authentizität ist der Preis, den die Influencer zahlen, wenn sie sich auf Werbung einlassen. Die Glaubwürdigkeit ist ihr einziges Gut, nur damit können sie ihre Reichweite halten. Es wird also auf lange Sicht nicht die Anzahl Follower sein, womit sich influencing definiert (ich hoffte, das sei schon/noch so). Darin unterscheiden sich Influencer deutlich von Journalisten. Ich denke, es sind neben den Influencern, vorallem Firmen und Agenturen gefragt. Oder gar Verlage, diese können das Paid-Spiel erklären? Schliesslich entstehen auch hier immer neue Werbeformen, die mit redaktionellem Inhalt zu verwechseln sind. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.

Vorwurf 2: Gekaufte Follower von Influencern?

Mit einem Tool von Stern.tv kommt der Journalist Jeroen Van Rooije auf überraschende Ergebnisse für manche Schweizer Influencer. Auch darüber sollten wir reden. Alle, die sich im Netz professionell bewegen kennen es: organische Reichweite ist schwer aufzubauen, es werden eigentliche owned Inhalte mit ein bisschen Taschengeld oder riesigen Budgets zu paid. Die Algorithmen sind „gegen uns“ zumindest beim Start. Dabei liegt es doch oft an den Inhalten. Genau das verstehen Influencer scheinbar intuitiv. Welcher Inhalt ist tatsächlich mehr wert oder löst etwas aus beim Betrachter oder Leser. Der eigentliche Wert einer solchen Person wird aber erst mit der Anzahl Followers oder Fans sichtbar für „Aussenstehende“.

Wie kommen sie aber zu diesen beim Starten? Bis vor ein paar Wochen hätte ich diesen Vorwurf mit einem Lächeln abgetan „ach was.“ Doch je mehr ich mit Leuten darüber spreche, frage ich mich. Wer, warum und wie darf man Reichweite kaufen?

bildschirmfoto-2016-10-15-um-15-22-52Ich hab meine Facebookseite getestet (Influencer lachen über die 1000 Fans) Aber für euch vielleicht interessant: Seit Jahren werfe ich penibel manuell ‚falsche‘ Fans raus, die nach einem sponsored Post z.B. auftauchen. Dennoch zeigen sich auch bei mir ein paar undefinierbare Fans. Wo fängt Fans kaufen eigentlich an? Es könnte auch eine einfache Facebook Werbung als Fan-Kauf gelten. Kaufen also auch Verlage ihre Fans. Eine Frage, die ich nicht wage zu beantworten.

Nachtrag: Tooltipp von Claudio Schwarz (Blogger) wie man Influencer analysieren kann ohne mit Daten zu bezahlen.

Falk Hedemann (Journi und SoMe Consultant) sagt

Meinungen von Schweizer Influencern:

Stadtblogger und Influencer Reda Philippe el Arabi:
sagt „Was Marketer und Werber nicht begriffen haben: Web & Sociale Media sind Kommunikation, nicht Plakatwand, nicht Spot. Der User hat die Wahl…Der User unterscheidet nicht zwischen Werbung und Marketing. Normalerweise hasst er Werbung. Ein durchschnittlicher Mitteleuropäer verarbeitet bis zu 10 000 Werbebotschaften täglich. Das wirkt nicht mal mehr aufs Unterbewusstsein. Gekaufte Influencer verlieren rapide an Glaubwürdigkeit. Beispiel: Blogpost auf meinem privaten Blog +- 30 000 Leser. Kolumne für Kunden +- 1000 Leser – bei identischen Verteilkanälen. Noch happiger wirds, wenn die Leute denken, man will ihnen Produkte versteckt unterschieben.“

Karin Lurks (kenne sie nicht):
„Wie cool ist da eigentlich noch Ronorp? Die ganzen alten persönlichen in der Ich-Form gestalteten Werbebeiträge empfinde ich schon lange als lächerlich. Fällt da noch jemand drauf rein?“

Kathrin Buholzer (Journalistin, Trainerin):
„Und alle, die sich ihre Fans und Follower ehrlich erarbeitet haben, geraten mit all diesen Artikeln dann irgendwann mal auch so in ein bisschen Verruf?“ (bezieht sich auf den Beitrag der nzz.bellevue)

 Thomas Brühwiler (Blogger, Corp.Comm.Manager):
„Wenn die Agenturen mal ihren Blickwinkel überdenken, dürften die ehrlichen eher profitieren.

Nachtrag Oktober 2017:

Das Thema bleibt heiss: Beitrag vom SRF zu Fake Followers bei Schweizer Influencern. Und der lesenswerte Blogpost von Christoph Emch (Farner PR) dazu. Influencer Relations: Was die Influencer-Analyse von SRF Data nicht zeigt

Vorwurf 3: Fehlende Authentizität

t3n interviewte dazu Louisa Dellert. eine Bloggerin, die zum Starten für 10 Euro 4’000 Instagram Followers kaufte. „Inzwischen hat Instagram „aufgeräumt“ und diese Fake-Follower gelöscht.“ Ihr Account Fit_trio hat 294’000 Followers und ich frage mich, hätte sie diese Schwelle auch ohne den damaligen Kauf geschafft? Auf die Frage nach der Authentizität sagt sie sinngemäss, „Ich stecke immer selbst dahinter.“

Ist jemand bereit, auch mal ein Produkt oder Hotel.. zu erwähnen, setzt er/sie immer auch aufs Spiel, die Fans zu verprellen, also überlegt man es sich genau. Warum reagieren Leser von gekauften Magazinen nicht ebenso enttäuscht auf Werbung. Ist der Unterschied wirklich nur das Kennzeichnen? Haben wir nicht längst gelernt, auch bei Influencern zu erkennen, was Werbung und was „echt“ ist und strafen sie mit Entfolgen oder Nicht-Liken?

Mirko Lange sagt

Mirko Lange, Vordenker der Branche schreibt letztens in Facebook dazu:

Mirko Lange„Es wäre so einfach ‚eindeutig‘ und ‚authentisch‘ zu sein. Man muss eben nur ‚eindeutig‘ und ‚authentisch‘ sein. Man ist aber nicht ‚eindeutig‘ und authentisch‘, wenn man irgendwo das Wort ‚Werbung‘ platziert und auch nicht, wenn man nach 300 Zeilen Text in grau und 9 Punkt noch einen Disclaimer dazusetzt.
Man ist dann ‚eindeutig‘ und ‚authentisch‘, wenn man zur Einleitung schreibt: ‚Wir haben von Firma XY ein paar Testgeräte bekommen und sie haben uns Geld gezahlt, dass wir diese Geräte testen. Das machen wir gerne: Wie immer nehmen wir das Geld, um die Kosten für diesen Blog zu finanzieren, ansonsten lassen wir uns aber nicht dadurch beeindrucken. Der folgende Test gibt unsere direkte Meinung wieder‘. Das geht auch mit Babytaschen, Schminke oder Klamotten. Es ist eigentlich total einfach. Und ich denke auch, dass das jeder weiß. Aber genau da geht das Rumgeeiere los. Denn das sieht ja ‚komisch aus‘. Genau. Darum geht es. Es sieht komisch aus. Aber es ist eben absolut ‚eindeutig‘ und ‚authentisch‘:

Und jeder Versuch, das zu verstecken, ist Täuschung. Und die ist das Problem. Also einfach offen und transparent sein. Würde mich ja mal interessieren, was dann passiert.“

 

Vorwurf 4: Glaubwürdigkeit von Instagramern

So glaubwürdig sind Schweizer Blogger auf Instagram. titelte bellevue.nzz kürzlich. Drücken wir mal zwei Äuglein zu bei Adjektiven wie „exzentrisch“ und dem sexistischen Seitenhieb an Xenia Tchoumitcheva und folgen dem Gedanken. Erreicht ein Influencer nicht, dass 2% der Follower interagieren, nimmt der Autor an, der Nutzer macht etwas falsch oder … auch hier wieder der Follower-Kauf Vorwurf. Aber ist es wirklich so einfach mit der Glaubwürdigkeit?

Im Artikel wird konkreten Accounts vorgeworfen, dass zu viele Fans aus dem Ausland kommen. Jeder der Instagram kennt, weiss, dass Bildsprache noch weniger Grenzen kennt als englische Text-Inhalte. Durch Hashtags werden geografische Grenzen locker überschritten und man folgt Accounts vorallem wegen den Inhalten. Oder auch weil sie oft Bilder von mir selbst liken und dadurch werde ich auf den Account aufmerksam. Ja das ist ein umstrittenes Vorgehen, aber sehr üblich. Ich habe vor 3 Wochen bei der erwähnten Kristina Bazan um ein Statement gebeten, leider aber keine Antwort bekommen.

Tooltipp: Mit dem Tool influencerdb kannst du Instagram Accounts checken, musst allerdings mit deinen eigenen Daten bezahlen.

 

Glaubwürdigkeit ist die Währung der Influencer

Ausländische Fans sind für mich kein eindeutiges Indiz für zu wenig Glaubwürdigkeit. Interagieren Fans mit einer Personen-Marke oder einem Influencer, schau ich mir für meine Kunden lieber inhaltlich an, ob es attraktiv ist für eine Zusammenarbeit ist. Viele seriöse Blogger oder Influencer bieten auch konkrete Möglichkeiten an für die Zusammenarbeit mit Firmen. Oft sind die bei guten Blogs sehr streng, um eben die Glaubwürdigkeit zu wahren, dann das ist ihre Währung. Ich habe Dimitri Burkhard von Newly Swissed gefragt, wie sie mit Firmen Anfragen umgehen (kommt in Kürze hier im Blog)

Kerstin Hoffmann,

Buch: Lotsen in der Informationsflut

Buch: Lotsen in der Informationsflut

PR Doktor, Autorin und Influencerin schreibt in ihrem Facebook Profil: „Interessant: Ich hatte neulich begeistert über meine neuen Sportschuhe berichtet, die ich ganz normal gekauft hatte, und sofort unterstellte jemand mir nicht gekennzeichnete Schleichwerbung. Seither schreibe ich immer explizit dazu, dass es nicht gesponsert ist, wenn ich über Produkte schreibe.
Gesponsert mache ich ja gar nicht.
“ Ihr Buch ‚Lotsen in der Inflormationsflut‘ kommt in Kürze. (lesen) Ich habe übrigens keinerlei Werbevereinbarung mit ihr, ich mag einfach Ihre Arbeit und Art zu kommunzieren. Strange, dass ich das schreibe.

 

 

Kommunikation zwischen Menschen

Ich hab mich wie gesagt mit diesem Post extrem schwer getan, viel nachgedacht, gefragt, gelesen. Mir bleibt das Gefühl: zu gerne würden Firmen und Agenturen Influencer Marketing in die Mediaplanung aufnehmen, automatisieren, Reichweiten messen und gleichschalten. Doch müssen wir uns mit jedem einzelnen als Person auseinandersetzen. Was bewegt sie, wie ist sie fokussiert, welche Möglichkeiten bietet sie für die Zusammenarbeit, oder auch, wirbt sie wahllos oder gezielt. Wie authentisch ist sie auch mit Werbeaussagen usw. Diese Liste ist unendlich lang. Eine wichtige Frage scheint mir auch, die Beziehung zu sein. Sind wir im Marketing tatsächlich in der Lage Influencer Relations zu betreiben oder geht es wieder nur um Werbebuchungen. Das ist in meinen Augen der falsche Ansatz.

Meine Fragen, die ich nicht abschliessend beantworten kann, nochmal auf einen Blick.
Ihr seht, es sind noch viele Runden nötig.

Was heisst neutral?
Ist es verwerflich, die eigene Reichweite durch Werbung zu monetarisieren?
Wer kann aufklären, damit Influencer Werbung deklarieren?
Wer, warum und wie darf Reichweite gekauft werden?
Wo fängt Fans kaufen eigentlich an?
Wie viel Deklaration verträgt ein Text?
Müssen wir Glaubwürdigkeit von Personen wirklich in Frage stellen, wenn wir eine Beziehung mit Ihnen haben?

 

Klar verändert Social Media unser Arbeitsleben, auch unerlaubt

Heute darf ich in Aarau ein paar Gedanken erzählen, wie die Online Kommunikation unser Arbeitsleben verändert (hat). Je tiefer ich im Thema abtauche, umso mehr sehe ich, wie lähmend alte hierarchische Strukturen sind. Vorgaben für Technologien, die Innovation oft schon im Keim ersticken. Oder oft ist es einfach auch eine (vielleicht sogar verständliche) Angst vor zu vielen Tools (schon wieder ein Tool?). Viele Menschen träumen noch von der einen Plattform, die alles kann. Ob sie jemals kommt?
Aber schauen wir mal auf die positiven Entwicklungen, die ohnehin stattfinden. Oft ist es ein Patchwork Teppich an Apps im Job. Weil wir es privat so kennen.

Ich habe den Vortrag in 5 Teile gegliedert und vermutlich andere Tipps als erwartet.

1. Echtzeit und Gelassenheit

Auf Plattformen werden wir heute vorallem mit viel kleinteiligen Inhalten konfrontiert, die untereinander kaum zusammen passen. Ein freudiges Ereignis gleich nach einer Katastrophenmeldung oder tiefgründigen politischen Diskussion. Wir können das nicht alles lesen. Wichtiges kommt meistens zurück und wir verpassen es nicht. In Echtzeit können wir nicht so viel kommunizieren, wie Inhalte uns dazu einladen.

Interessante Tools für den gezielten Austausch sind Chat-Apps wie Whatsapp und Threema, die die Echtzeit aushebeln und auf die, das Gegenüber zwar schnell aber nicht sofort reagieren muss. Mit teils eigener Sprache und Emojis, ohne Anrede und Grussformel, sind diese Apps längst auch in beruflichem Gebrauch. Bilder von Momentaufnahmen werden jedoch dauerhaft gespeichert (Dokumentation)

2. Virtuell ist real

Fast nahtlos schliessen sich Video-Technologien an, google Hangouts, Skype (for Business) bringt Nähe in Teams, die nicht an einem Ort arbeiten. Das werden wir in Zukunft noch mehr tun. Warum sollten wir alle an einen Ort fahren, wenn wir dann vorm Laptop sitzen. Dazu ein lesenswerter Beitrag zur Arbeitswelt der Zukunft von Joël Luc Cachelin. Wichtiger wird unser sorgsamer Umgang mit der Aufmerksamkeit anderer Menschen und entsprechend mit realen Meetings. Treffen wir uns lieber nur dann, wenn es nötig ist und geben in unseren überladenen Jobs so ein bisschen mehr Freiraum (arbeiten wo man möchte).

3. Von wegen privat

Privatleben und Arbeit haben sich seit dem ersten Blackberry immer mehr vermischt. Ich bin sehr dafür Privates, privat zu behandeln, dazu gehören für mich Beziehungskisten, Kinder etc. Aber eben das wichtige Wort ist hier „mich“. Jeder definiert Privates anders. Jeder versteht auch die Plattformen anders. Für manche ist Facebook privat, für andere gilt das für Whatsapp oder Threema. Ich agiere in sämtlichen Netzwerken eher persönlich und so verschiebt sich die inhaltliche Definition ständig, was ich wo teile. Aber hier geht es mir darum: Plattformen und Apps verbinden unsere privaten Netzwerke mit dem Job und das bringt uns weiter. Denn sie werden sicht- und dadurch auch nutzbar. Man erinnert sich eher aneinander, bleibt in Kontakt und Empfehlungen sind so einfach wie nie.

4. Wissen über das Wissen

Wissen ist nicht mehr wie es mal war. Wir haben oft ein abgeschlossenes bewiesenes Wissen im Kopf, Zahlen, die man belegen kann. Doch heute ist wichtiger, dass wir Wissen dokumentieren und zulassen, dass es sich durch Kommentare erweitert. Auch habe ich mir Strategien und Tools zugelegt, mit denen ich Wissen von anderen wieder finde. Dafür setze ich bookmarks (diigo, ein bisschen refind) ein und Notizbücher in evernote. Selbstverständlich gibt es auch Wikis, aber leider in der Realität zu selten. Server mit geordneter Struktur (mässiger Durchsuchbarkeit) sind hier eher die Realität. Für mich persönlich nicht handlebar sind Wissensinhalte, die via Mail geteilt werden. Das bringt mich zum nächsten Punkt:

5. Zusammen lernen

Wissen kann nur entstehen, wenn wir es (auch noch nicht fertig überlegt) austauschen. Dafür haben sich viele Leute heute Wege ausserhalb von Firmen gesucht. In Fachgruppen in Facebook oder internen Chatgruppen (slack). Auch Dropbox ist hier interessanter geworden, weil man in Dokumenten kommentieren und ergänzen kann. Nicht mehr nur ein Hoch- und Runterladen von Dokumenten in Versionen. Überhaupt scheinen Kommentare der eigentliche Wert von manchem Beitrag zu sein. Das Wissen der Vielen bringt mir oft neue Sichtweisen näher und inspiriert mich für Neues.

Wie verändern Technologien nun unser Arbeitsleben und sogar Firmenstrukturen?

Weil wir es können. Ich weiss, es ist eine gewagte Aussage, aber ich denke, es sind Menschen, die sich unkonventionelle Wege suchen. Sie kennen die einfache Nutzung aus ihrem Privatleben. Bieten Firmen keine adäquaten Instrumente an, werden externe Lösungen genutzt. Das bringt nicht nur Ärger mit der IT an manchem Ort, sondern auch kulturelle Veränderungen.

  • Grenzen zwischen privat und Geschäft lösen sich auf
  • Wissenshierarchien fallen (Zugänglichkeit)
  • Wissen und Lernen ist steter Prozess (dynamische statt statische Dokumentation)
  • online und offline wird sorgfältiger abgewogen und kombiniert
  • Apps von „privat“ werden in Firmen eingesetzt

Veränderungsfähigkeit und Mut

E-Mail ist ein Auslaufmodell und wir werden mehr zwischen kurzfristigen Abstimmungen und Dokumentationen unterscheiden lernen. Auf spätere Suche setzen und nachvollziehbar auch für neue Team Mitglieder. Plattformen werden nicht mehr klar zuzuordnen sein, weil sie sich ständig weiterentwickeln in ihren Funktionalitäten. Bis wir eine übergreifende technische Lösung für alle kommunikatorischen Aufgaben haben, werden wir wohl noch Patchworken müssen. Aber solange wir den inneren Willen haben, Neues auszuprobieren sehe ich noch keine Roboter unsere kompletten Aufgaben übernehmen.

Hier ist die Präsi

Hab noch eine Art Checkliste zum Abgeben gemacht:
  • Inhalte abonnieren
    kuratierte Fachinhalte z.B. in niu.ws, für Facebook, XING, LinkedIn über Einstellungen, mobile Apps der Plattformen nutzen, regelmässig in Plattform “reinschauen“ für aktuelle Inhalte
  • virtuelle Meetings sparen Zeit und Kosten
    Skype, google Hangout, Facebeook Messenger (mobile App)
  • Mit Chats Austausch fördern und dokumentieren
    whatsapp, skype, google hangout, threema (verschlüsselt), Facebook Messenger (mobile App)
  • Netzwerke abbilden und bereichern
    Facebook, XING, LinkedIn, in internen Plattformen
  • Aus Information Wissen entstehen lassen
    Impulse setzen, erweitern, Postings, Kommentieren
  • Wissen dokumentieren
    auch aus offline Erlebnissen digitale ergänzbare Texte (und andere Formate) nicht abgeschlossene Dokumente, Quellen nennen

Einwegkommunikation und Wissenshierarchien: und wo soll Mehrwert entstehen?

Wir brauchen alle Mehrwert. Wo ist er, oder besser gefragt, wie entsteht er? Ich entdecke den Mehrwert von eigenen Stories oft nur, wenn andere kommentieren, Impulse geben oder sich unerwartet äussern (können). Ich unterscheide nicht zwischen interner und externer Kommunikation. Beide beeinflussen sich stärker als manchem recht ist.

Unsichtbare Zäune

Bei mir zuhause ist ein Zaun, weil sonst unsere Terrasse der Parkplatz wäre und der knurrende Hund mich nervös macht. Ich finde den furchtbar. Den Zaun. Über diesen Zaun wird nie ein guter Dialog entstehen. Intern (also mit Nachbarn) ebenso wenig wie mit zufälligen Passanten oder Besuchern. In Firmen gibt es unsichtbare Zäune.

Zaun

Zaun (der übrigens bald entfernt und mit Pflanzen ersetzt wird 😉

Die Digitalisierung fordert immer schnellere Reaktionen, Impulse aufnehmen, Ideen abwägen, ausprobieren und wieder verwerfen. So kann Mehrwert entstehen. Roman Huber schreibt im Beitrag „Fernrohr statt Rückspiegel“, dass Firmen heute agilere Strukturen mit Kooperationscharakter brauchen. Real fehlt es aber in Firmen an Gelegenheiten, Impulse irgendwo zu deponieren, die gefunden, aufgenommen, kommentiert und erweitert werden können. Auch über die Grenze intern/extern wird wenig bis nicht ausgetauscht. Technologien werden ausgegrenzt, nicht getestet, weil die innere Einstellung zu Wandel, Dialog und Kritik fehlt. Man weiss aber nicht, was eigentlich fehlt. Für Content Marketing müssen aber dringend intern (Mehr-)Werte entstehen, die dann extern sichtbar werden. Mehrwerte liegen oft in Impulsen, Wissen, Gelerntem, Fehlern, Ideen, kommunikatorischen Dienstleistungen (dazu andermal mehr). Ich sehe im Alltag drei grundlegende Hindernisse dafür.

Hindernis 1
Information ist Einwegkommunikation

Informationen gehören zu einer alten Form der Kommunikation. Information ist hierarchisch. Jemand hat einen Inhalt und gibt ihn final an andere. Information plant keine Versionierung, keine Kommentare, Ergänzungen. Alle Gedanken wurden (vermeintlich) zu Ende gedacht und werden nun präsentiert. Typisch in Pitches. Kunde sitzt, Agentur steht und informiert, präsentiert sich im besten Schein (Pardon, Licht natürlich). Frage ich aber in die Runde verändert sich nicht nur die Energie im Raum sondern auch das Ergebnis. Auch interne Meetings (und Mails) sind oft in Informationsform. Ich nenne das Einwegkommunikation. Einwegflaschen, Einwegrasierer, all das wirft man nach Gebrauch weg. Sie sind nicht für dauerhaft Wertvolles geeignet. Sie erfüllen nur ein kurzfristiges Bedürfnis.

Eine Information erkenne ich am Satzbau, fehlenden Fragen, abgeschlossenen Aussagen, oft auch Substantivierungen (dann fehlt das Verb). Es wird kein Bezug geschafft zum Empfänger. (Was hat das mit mir zu tun, was habe ich davon?) Das Gespräch ist beendet, bevor es begann.

Setzen Firmen als Kommunikationsziel „wir wollen unsere Zielgruppen informieren“, ist das ein Killer für den Mehrwert. Information erstickt Lernen und Dialog, es entsteht kaum Neues. Diese Form ist berechtigt, aber bitte nicht im Content Marketing. Informationen sind für Broschüren, teils für Webseiten und schwarze Bretter.  Im Content Marketing sollen Menschen etwas mehr bekommen.

Formulieren wir also offen, stellen aufrichtige Fragen, uns selbst in Frage oder hören, was andere ergänzen können.

Hindernis 2 – Wissenshierarchien

Wie intern kommuniziert wird, spiegelt sich extern im Content Marketing. Heute wird sichtbar, ob Mitarbeiter motiviert sind, ihre Firma mögen und auch wieviel sie tatsächlich wissen.

Sichtbar wird die Dialogkultur in Meetings, im Umgang mit Kunden (offen Fehler besprechen, Ideen vorschlagen, die der Kunde nicht angefordert hat, eigene und Vorstellungen des Kunden in Frage stellen, wenn nötig) und auch bei technologischen Lösungen. Es ist nicht mehr tragbar, sich intern ausschliesslich mit E-Mail und offline auszutauschen, denn diese Inhalte sind nicht dokumentiert oder thematisch zu bündeln, auffindbar und nachvollziehbar bspw. von neuen Mitarbeitern. Es entstehen unabsichtlich Wissenshierarchien.

Mitarbeiter, die nicht mitbekommen was andere tun oder gelernt haben, werden öffentlich kaum teilen (bloggen) können. Sie können nicht etwas gerecht werden, was sie nicht kennen. Sie kennen die Firmenpersönlichkeit und das kollektive Wissen zu wenig (wer weiss was und wo lerne ich selbst). Das entstandene Wissen aus dem Alltag sollte dokumentiert werden können, auffindbar sein und auch diskutiert werden. Es gibt auch hier kaum die finale Version. Wissen ist der dauernder Prozess des Lernens. Und dazu braucht es nunmal auch Technologien, die das fördern.

Testen wir slack, Wikis, Bookmarks und interne Blogs und machen Wissen vorallem auch mobile abrufbar.

Hindernis 3 – fehlende Dialog- und Lernkultur

Mehrwert entsteht nicht nur durch Wissen, sondern auch überraschend, wenn wir offen sind, fragen, beobachten und auch Antworten auf nicht gestellte Fragen zulassen. Die oft zitierte Augenhöhe.

Früher konnte man Hierarchien an einer Krone, Kleidern und auch Bildung erkennen. Heute sind sie viel subtiler. In internen Meetings schleichen sich bspw. Muster ein. Es sprechen immer die gleichen Leute. Kommentiert jemand überraschend und es passt gerade nicht ins Konzept des Sprechers, wird der Kommentar vielleicht sogar abgeschmettert. Andere Teilnehmer sehen das und erlernen nicht zu kommentieren. Ihr Wissen, ihre Ideen oder auch nur Meinungen werden sie nicht teilen, man könnte ja falsch liegen. In dieser Kultur braucht es erst Augenhöhe, damit Tools den Dialog fördern.

Al Pacino fragt in Facebook, ob sie einen neuen Film machen sollen

Al Pacino fragt in Facebook, ob sie einen neuen Film machen sollen

Plattformen, auf denen wir intern oder mit Kunden Ideen entwickeln, Kunde und Mitarbeiter im Team kommentieren, ergänzen können und auch Fehler frühzeitig sichtbar werden. Der Faktor Zeit sollte niemals im Wege stehen. Will der Kunde etwas sehen, was halbfertig ist. Warum nicht. Vielleicht ergeben sich Impulse für Wertvolles.

Beispiel: Die beiden Superstars kokettieren mit einer Schwäche, die gar keine ist. Sie setzen die Kommunikation zeitlich viel weiter vorne an. Sie teilen die Idee, bevor sie eine ist, lassen Raum für Diskussion. Warum sehe ich sowas nicht von Firmen.

 

Haben wir doch einfach Mut zu eigenen Fehlern, zum öffentlich Lernen und zu anderen Meinungen.

 

 

 

Alles zusammen

..ist eine hinderliche Mischung. Mehrwerte brauchen wir als internen Motor als auch für die externe Kommunikation. Basiert eine Firma auf Einwegkommunikation, vermisst man auch die Technologie nicht, mit denen Wissen abgebildet wird oder entstehen kann. Es findet wenig Dialog statt und das ständige Lernen bleibt unsichtbar. Die Content Marketer drehen sich dann erfolglos im Kreis, weil sie statt Mehrwert nur reine Information oder Unterhaltung zu bieten haben. Davon haben die Menschen genug.